Cambridge (dts) – In militärisch-akademischen Kreisen der USA wird die Sorge laut, der ukrainische Gegenangriff auf Russland könne eine atomare Reaktion auslösen. „Wladimir Putin wird zu nuklearen Gefechtsfeldwaffen greifen, sobald ihm dies geboten erscheint“, sagte Harvard-Dozent Kevin Ryan, früherer US-Brigadegeneral und Militärattaché in Moskau, dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“.
Möglich sei dies etwa in einem Moment, in dem seine Truppen sich auf konventionelle Weise nicht mehr durchsetzen könnten. Ryan hatte erste Warnungen Mitte Mai in einem Fachaufsatz auf der Plattform „Russia Matters“ veröffentlicht, die zur Kennedy School of Government der Harvard-Universität gehört. Dem RND sagte Ryan jetzt, er habe sich lange überlegt, ob er mit seinen Warnungen an die Öffentlichkeit gehen soll. „Ich will wirklich nicht als Untergangsprophet hervortreten, doch wir sollten über dieses Thema endlich eine redliche Debatte führen.“
Die Nato-Staaten machen nach Ansicht Ryans immer wieder den gleichen Fehler: Sie schätzten die Bedeutung ihrer eigenen Handlungen zu hoch ein. „Putin wartet nicht auf irgendeinen Fehltritt des Westens“, so der Ex-General. Der russische Staatschef verfolge vielmehr seine ganz eigene Agenda. Das Risiko einer nuklearen Eskalation sei ein Szenario, auf das der Westen seine Truppen und seine Zivilbevölkerung lieber systematisch vorbereiten sollte, statt das Thema weiter zu verdrängen, so Ryan.
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