Essen. Die 17.400 Beschäftigten des Warenhauskonzerns Galeria Karstadt Kaufhof werden voraussichtlich erst im März Klarheit erhalten, wie viele und welche der 131 Filialen geschlossen werden. Das berichtet die Westdeutsche Allgemeine Zeitung nach der Aufsichtsratssitzung am Mittwoch aus Unternehmenskreisen. Danach hält der im Schutzschirmverfahren eingesetzte Sanierungsexperte Arndt Geiwitz maximal 70 Warenhäuser für überlebensfähig. Für 20 Standorte soll es Verkaufsgespräche mit Interessenten geben. Nach Informationen der WAZ besteht der Kreis aus fünf Bietern, unter ihnen der Betreiber der Dortmunder Modekette Aachener, Friedrich Göbel. Er soll vor allem an der Übernahme kleinerer Galeria-Filialen interessiert sein.
Am Dienstag hatten das Management und der Gesamtbetriebsrat überraschend über eine Einigung berichtet, der zufolge die Zahl der Warenhäuser, deren Schließung geprüft wird, „deutlich reduziert worden“ sei. Arbeitnehmervertreter hatten noch im Dezember das Aus von bis zu 90 Warenhäusern befürchtet. Ein Insider geht inzwischen davon aus, dass deutlich mehr als die von Geiwitz genannten 70 Galeria-Standorte eine wirtschaftliche Perspektive haben. Mit der Zahl wolle der Sanierer in erster Linie Vermieter und Kaufinteressenten unter Druck setzen, heißt es.
Der Insolvenzplan für Galeria, den Geiwitz mit Auslaufen des Schutzschirmverfahrens bis zum 31. Januar dem Essener Amtsgericht vorlegen muss, werde im Hinblick auf die laufenden Verhandlungen keine Liste mit zu schließenden Warenhäuser enthalten, soll bei der Aufsichtsratssichtung berichtet worden sein. Seit Beginn des Schutzschirmverfahrens am 31. Oktober 2022 wachsen die Zukunftsängste in der Belegschaft. Filialen im Ruhrgebiet berichten über zahlreiche Selbstkündigungen. Mitarbeitende und Betriebsräte fordern deshalb endlich Klarheit über die Zukunft ihrer Standorte. Die Gläubigerversammlung, die dem Insolvenzplan zustimmen muss, soll Ende März in Essen zusammentreten.
PM/Westdeutsche Allgemeine Zeitung