Berlin (dts) – Nach dem Sturz des engen Iran-Verbündeten Baschar al-Assad in Syrien hält Gerhard Conrad, früherer Nahost-Experte des Bundesnachrichtendienstes (BND), es für möglich, dass Israel die iranische Schwächephase nutzen könnte, um die Atomanlagen zu bombardieren. „Das wird sicher neu diskutiert werden“, sagte Conrad dem „Handelsblatt“ (Freitagausgabe). „Nicht nur in Tel Aviv, auch in Washington.“
Dabei müsse es jetzt um eine „Kosten-Nutzen-Rechnung“ gehen. „Sicher lassen sich Atomanlagen bombardieren, aber der Iran kann sich wehren, etwa indem er Schiffe in der Straße von Hormus beschießt oder sogar die Meerenge vermint“, so Conrad.
Israel habe die iranische Flugabwehr bereits weitgehend ausgeschaltet. „Deswegen können wir nichts ausschließen, insbesondere auch vor dem Hintergrund, dass der Iran offensichtlich dabei ist, bei der Weiterentwicklung seiner nuklearen Befähigungen Fortschritte zu machen“, sagte der Ex-BND-Experte. „Die iranischen Revolutionsgarden wollen das so schnell wie möglich vorantreiben – quasi als sicherheitspolitische Lebensversicherung.“
Aus Conrads Sicht sollten nun die westlichen Geheimdienste die Stabilität des Iran näher in den Blick nehmen. „Das muss jetzt der Aufklärungsauftrag an unsere Nachrichtendienste sein, mit einer breit angelegten Sensorik“, sagte er. „Dafür reichen nicht drei Leutchen. Man wird tief in die staatlichen Strukturen des Iran hineinschauen müssen.“
Das iranische Regime setze nach innen auf die Demonstration seiner Macht. Wenn aber die „Achse des Widerstands“, also die von Teheran geführte Anti-Israel-Allianz, in Syrien „so eklatant zusammenbricht, stehen die Mullahs mit kurzem Hemd da“, erklärte der Ex-BND-Agent.
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